Spröde, nüchtern und dann doch ganz plötzlich sehr warm auf eine ganz eigene Weise:
In jenen hellen Nächten von Roy Jacobson
Verlag : Insel Verlag
ISBN: 9783458360865
Inhalt:
Norwegen, Anfang des 20. Jahrhunderts, auf einer kleinen Insel weit oben im Norden. Für Hans und Maria Barrøy ist das abgelegene Eiland der Mittelpunkt der Welt. Sie leben mit ihrer Familie von dem, was der karge Boden und das wilde Meer ihnen bescheren. Sie träumen von einem leichteren Leben, doch fortgehen von der Insel, das kommt nicht in Frage. Auch nicht für Ingrid, die einzige Tochter. Dem wachen, wissbegierigen Mädchen ist das Leben mit den Gezeiten, den Fischen und Vögeln, dem Horizont und dem weiten Himmel in Fleisch und Blut übergegangen. Das Meer ist ihr Abenteuer, die Insel ihre Festung. Doch als auch dort in der Abgeschiedenheit neue Zeiten Einzug halten, sieht Ingrid sich vor ungeahnte Herausforderungen und eine ungewisse Zukunft gestellt … In jenen hellen Nächten ist eine berührende Familiengeschichte und ein wunderbarer Roman über einen fernen Ort, an dem das Leben eigenen Gesetzen gehorcht – an dem aber das Wunder der Natur wie nirgends sonst die Magie des Lebens heraufbeschwört.
"Ein Gast löst eine Sehnsucht aus" - dieser Satz auf Seite 78 trifft schon sehr gut, was mir unter (vielem) anderem beim Lesen dieses Buches durch den Kopf ging.
Man merkt den Menschen, die auf der Insel Barrøy leben, zwar durchaus an, dass das Leben hart ist und so kommt auch mal der Wunsch auf, die Sehnsucht, etwas anders zu sehen, aber, auch das wird deutlich - das Leben ist aller Härte zum Trotz gut, die Menschen sind zufrieden und egal was passiert, sie kehren doch immer wieder zurück.
Mich beeindruckte bei diesem Buch ganz besonders der Zusammenhalt der Familie Barrøy, die auf den ersten Blick und den ersten Seiten so unnahbar und gefühlsarm erscheinen und die sich angesichts der Krisen des Lebens als Menschen mit tiefen Gefühlen, einem großen Verantwortungsgefühl und nicht zuletzt auch einem großen Herz entpuppen und sich gemeinsam dem Leben stellen. Starke und unabhängige Persönlichkeiten, die auf den ersten Blick hart wirken, aber die zueinander stehen und ihr Leben meistern, egal welche Stolpersteine sie überwinden müssen.
Hart - auch das ist ein Wort, das im Zusammenhang mit diesem Buch wichtig ist. Nicht nur die Menschen, auch die Sprache wirkt anfangs hart. Nüchtern. Spröde. es fiel mir anfangs nicht leicht, mich in das Buch reinzufinden und mich darauf einzulassen, auch, weil die Personen erst sehr emotionslos und fremd blieben. Dies änderte sich jedoch im Laufe des Buches und gerade der Stil machte es zu etwas Besonderem.
Der Schreibstil spiegelt sehr gut die Insel und das Leben auf ihr wider. Das Leben ist hart, es ist karg, es lässt keinen Raum für dichterische Ergüsse oder dergleichen. Lediglich wenn es um die Gewalt und die Schönheit der Natur geht, lebt die Sprache auf, wobei die Natur auch das ist, was das Leben der Menschen prägt und ihren Tagesablauf diktiert.
Gerade dieser Schreibstil dürfte auch viele Leser abschrecken, wer sich jedoch darauf einlassen kann, wird mit einem wunderbaren Buch und authentischen und faszinierenden Charakteren belohnt, an deren Leben er teilhaben darf.
Mir hat das Buch gut gefallen, es ist allerdings auf jeden Fall eins, dass die Gemüter spaltet, von daher - reinlesen und selber entscheiden!
★★★★
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