Kennt Ihr das? Eigentlich spricht Euch ein Buch auf den ersten Blick an und dann wisst Ihr doch nciht mehr, ob das nun wirklich das richtige Buch für Euch ist? So ging es mir hier erst bei diesem Buch, das sich dann allerdings als ganz wunderbarer Glückstreffer entpuppte.
Der Zug der Waisen von Christina Baker Kline
Verlag
:
Goldmann
ISBN:
9783442313839
Der Inhalt:
New York, 1929: Mit neun Jahren verliert Vivian Daly, Tochter irischer
Einwanderer, bei einem Wohnungsbrand ihre gesamte Familie. Gemeinsam mit
anderen Waisen wird sie kurzerhand in einen Zug verfrachtet und in den
Mittleren Westen geschickt, wo die Kinder auf dem Land ein neues Zuhause
finden sollen. Doch es ist eine Reise ins Ungewisse, denn nur die
wenigsten von ihnen erwartet ein liebevolles Heim. Und auch Vivian
stehen schwere Bewährungsproben bevor ... Erst viele Jahrzehnte später
eröffnet sich für die inzwischen Einundneunzigjährige in der Begegnung
mit der rebellischen Molly die Möglichkeit, das Schweigen über ihr
Schicksal zu brechen.
Nachdem mich der Klappentext erst sehr für
dieses Buch einnahm, bekam ich halt zwischendurch doch Bedenken, dass es
vielleicht ein wenig zu emotional geschrieben sein könnte und zu sehr
auf die Tränendrüse drücken könnte, um sich gut lesen zu lassen.
Es gibt ja manchmal Bücher, die einen fast erschlagen mit dem Schrecken, der die Protagonisten erwartet und selbst wenn dies der Realität entsprochen haben mag, finde ich es manchmal dann doch zum Lesen eine etwas arg schwer verdauliche Kost. Kennt Ihr diees Gefühl?
Es gibt ja manchmal Bücher, die einen fast erschlagen mit dem Schrecken, der die Protagonisten erwartet und selbst wenn dies der Realität entsprochen haben mag, finde ich es manchmal dann doch zum Lesen eine etwas arg schwer verdauliche Kost. Kennt Ihr diees Gefühl?
Kaum fing ich dann jedoch an, dieses Buch zu lesen, zerstreuten sich diese Bedenken sofort. Es ist ein wunderschön geschriebenes Buch, das auch schwere Zeiten im Leben der Protagonisten schonungslos beschreibt, aber nie so, dass es einen lähmen würde oder das man das Gefühl hat, das Buch aus der Hand legen zu wollen, um endlich durchatemn zu können.
Wunderbare Protagonistinnen in Verbindung mit einer einfühlsam erzählten Geschichte, zwei starke und interessante Charaktere, die sich gegenseitig ergänzen und sich gegenseitig helfen, ihr Leben besser zu erfassen. Das Ganze in einem sehr schönen flüssigen Schreibstil, der eindringlich ist, aber nie auf Effekt aus ist, der den Leser mitzieht und ihn mitfühlen lässt, ohne ihn dabei jedoch zu überfordern.
Als die 17jährige Molly anfängt, im Rahmen eine Jugendstrafe, die sie absolvieren muss, mit der 91jährigen Vivian deren Dachboden zu entrümpeln, ahnt sie noch nicht, wie diese Begegnung ihrer beider Leben verändern wird. Die Gespräche mit Vivian machen ihr auch ihre eigene Situation wieder anders bewusst, ebenso erkennt Vivian, wie sehr sie selber noch mit den Ereignissen aus ihrer eigenen Vergangenheit zu kämpfen hat.
Vivian wurde damals nach dem Tod ihrer Familie mit einem der sogenannten Orphan Trains fortgeschickt. Über 120000 Kinder wurden damals auf diese Weise in neue Heime verteilt, häufig endeten sie jedoch als billige Arbeitskräfte für ihre neuen sogenannten Eltern und hatten wenig bis keine Rechte.
Für mich war dies die erste Begegnung mit diesem Kapitel der amerkanischen Geschichte und ich war tief betroffen und entsetzt, wie mit diesen Kindern umgegangen wurde, auch wenn ich weiß, dass es auch hier in Europa durchaus vergleichbare Dinge gab und es für Waisenkinder in der Zeit (und vermutlich leider nicht nur in der Zeit) niemals leicht war.
Trotz des ernsten Themas ist dies ein wunderbares und auch positives Buch, das definitiv zu meinen Lese-Highlights des Jahres gehört.
★★★★★
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