Je suis Charlie

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Sunday, 24 November 2013

Zwei lange Unterhosen der Marke Hering - Ariel Magnus




Zwei lange Unterhosen der Marke Hering von Ariel Magnus
Verlag : Kiepenheuer & Witsch 
ISBN: 9783462044607

Der Klappentext wird dem Buch leider nur zu einem geringen Teil gerecht: 

Die bewegende Geschichte einer außergewöhnlichen Großmutter Emma ließ sich mit 22 Jahren auf der Suche nach ihrer blinden Mutter freiwillig ins Konzentrationslager Theresienstadt und später nach Auschwitz deportieren und wäre ihrer Mutter auch auf dem Weg in die Gaskammer nicht von der Seite gewichen, hätten nicht die Nazis selbst sie aufgehalten. Der argentinische Autor Ariel Magnus will diese Frau, seine Oma, näher kennenlernen und beginnt, ihr Fragen zu ihrer Vergangenheit zu stellen. Entstanden ist ein überaus humorvolles und unkonventionelles Porträt einer Holocaust-Überlebenden, die seit 50 Jahren in Brasilien lebt und die in ihrer Authentizität mit allen Klischees bricht, die ohne Bitterkeit oder Selbstmitleid zeigt, wie vielschichtig das Leben ist, auch in den dunkelsten Zeiten. Ariel Magnus und seine temperamentvolle Großmutter reisen dabei zwischen Deutschland, Brasilien und Argentinien hin und her, sie streiten, provozieren, überraschen, und so entfaltet sich vor dem Leser ein Kaleidoskop von unpathetischer Menschlichkeit, familiärer Wärme und pragmatischen Lebensentscheidungen. Ein Buch, das trotz seines ernsten Themas voller Komik und Lebensfreude ist. »Ich hab doch meine Freiheit, und Freiheit ist so viel wert. Das Wort ist klein, aber der Inhalt ist riesig.«


Dieses Buch ist anders und ganz besonders ist es anders als eigentlich alle Bücher, die ich jemals mit einem Bezug zum Holocaust gelesen habe. Mit Sicherheit ist es auch das, was es so besonders macht, aber nicht nur. Vielmehr ist es die Mischung aus einem leichten humorvollen Ton, der sich dennoch immer respektvoll mit dem ja nun wahrlich nicht ganz einfachen Thema befasst, ein Ton, der auch die Großmutter liebevoll und respektvoll mit all ihren Eigenarten beschreibt und nicht zuletzt ist es auch die Persönlichkeit der Großmutter selbst, die Eindruck macht.
Der Autor, der sich auf das Wagnis eingelassen hat, seine sehr bemerkenswerte, aber nicht ganz einfache Großmutter zu interviewen und mehr über sie und ihre Zeit in Deutschland herauszufinden.
Die Großmutter, die als Jüdin zur Zeit des Dritten Reiches lebte, als junges Mädchen und spätere Frau, die in dieser Zeit alles und jeden verloren hat, zeigt sich einerseits sehr stark, jedoch wird immer wieder auch deutlich, wie sehr sie auch heute noch mit den Erinnerungen an diese Zeit zu kämpfen hat und was dort eigentlich alles passiert ist, was nie hätte passieren dürfen.
Ganz nebenbei nur wird es erwähnt, streckenweise fast beiläufig, selbstverständlich, nie dramatisch, nie anklagend, so dass der Leser manches Mal genauer hinschauen und noch einmal genau lesen muss, was eigentlich passiert ist.
Gerade diese Beiläufigkeit führte bei mir allerdings des Öfteren dazu, dass es mich mehr traf als jeder Vorwurf oder jede weit ausgeführt Anklage es vermocht hätten.
Man sollte dieses Buch allerdings nicht nur als Buch über den Holocaust lesen, das ist es nicht. Es ist ein Buch über eine starke und eigenwillige Frau, die auch den Holocaust überlebt hat und es ist auch ein Buch über eine ältere Frau, die manchmal recht sprunghaft und nicht immer ganz zusammenhängend erzählt, hier sollte man bereit sein, sich darauf einzulassen. Wenn man das kann, hat man hier ein sehr beeindruckendes und intensives Buch, dasmir sehr gut gefallen hat.

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